Oberen Rathaushalle
Das Landesamt für Denkmalpflege und die Aufbaugemeinschaft zeichnen alle drei Jahre Arbeiten von Architekten, Bauherren, Handwerkern und Ehrenamtlichen aus: Nun wurde der Bremer Denkmalpflegepreis verliehen.
Vor besonderen Herausforderungen stehen Eigentümer, Architekten, Handwerksbetriebe und ehrenamtlich Engagierte, wenn sie Baudenkmäler schützen und restaurieren und damit auch Geschichte bewahren wollen. Individuelle Lösungen, neue Ideen und sehr viel persönlicher Einsatz sind häufig gefragt. Der Bremer Denkmalpflegepreis würdigt und prämiert dieses überdurchschnittliche Engagement jetzt zum vierten Mal. In der Oberen Rathaushalle wurden am Donnerstagabend insgesamt fünf Preise vergeben und fünf besondere Anerkennungen in vier Kategorien ausgesprochen.
Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz betonte zur Begrüßung, dass gerade in Zeiten, in denen das Streben nach Profit zerstörerische Formen annehme, die Denkmalpflege einen hohen Stellenwert habe. Die Vorsitzende der Jury, Andrea Pufke, Landeskonservatorin des Rheinlandes, hob die zahlreichen hochwertigen Bewerbungen hervor. Die prämierten Arbeiten stellten eine schöne Vielfalt dar, mit der das Spektrum der Denkmalpflege bestens abgedeckt werde: Es reiche von der Architektur der 1950er-Jahre, über moderne Architektur, gründerzeitliche Bauten bis hin zu einer Kirche aus dem Mittelalter und einer Parkanlage.
Breit angelegt, genauso wünschen es sich die Aufbaugemeinschaft Bremen und das Landesamt für Denkmalpflege, die den Bremer Denkmalpflegepreis 2010 ins Leben gerufen haben. „Mit diesem Preis wird ein wichtiger Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet“, sagte Uwe A. Nullmeyer von der Aufbaugemeinschaft.
Zwei Tage lang hatte sich die Jury im August mit den 41 Bewerbungen aus Bremen und Bremerhaven befasst, 19 Objekte und Engagements hat sie sich vor Ort angesehen und erläutern lassen. Zur Jury gehörten neben Andrea Pufke vom Amt für Denkmalpflege im Rheinland, die den Blick von außen einnahm und zur Jury-Vorsitzenden gewählt wurde, Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki, Uwe A. Nullmeyer von der Aufbaugemeinschaft, Senatsbaudirektorin Iris Reuther, Oliver Platz vom Vorstand der Architektenkammer, Jan Heitkötter von der Handwerkskammer und Kornelia Hattermann vom WESER-KURIER, der gemeinsam mit der Nordsee-Zeitung einen mit 2500 Euro dotierten Sonderpreis stiftet. Auch in diesem Jahr wird damit ehrenamtliches Engagement gefördert.
Unterstützt wird der Denkmalpflegepreis zudem von der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, vergeben wurde er in vier Kategorien: für Architekten- und Ingenieurbüros, Handwerksbetriebe, öffentliche und private Bauherren sowie Vereine und Ehrenamtliche.
Der Bremer Denkmalpflegepreis findet bereits über die Grenzen Bremens und Deutschlands hinaus Beachtung. Der Europarat hat die Idee im Rahmen der European Heritage Strategy für das 21. Jahrhundert in The Golden Collection of Good Practices (Goldene Sammlung bewährter Verfahren) aufgenommen.
Das sind die Preisträger:
Restaurator Roger Kossann
Unsere Arbeit soll man im besten Fall gar nicht sehen, sagt Restaurator Roger Kossann – und dafür bekommt die Restaurierungswerkstatt Kossann & Melching den Denkmalpflegepreis in der Kategorie Handwerker. In der Villa Wolde, Osterdeich 64, die 1896 erbaut und 1998 unter Denkmalschutz gestellt wurde, haben die Restauratoren zwei Holzdecken aufgearbeitet. In einer war das Füllungsfurnier spröde geworden und hatte Blasen geworfen, in der anderen war ein Deckenteil abgesackt.
Dafür musste die Restaurierungswerkstatt Kossann & Melching bei den hochwertigen Kassettendecken genaue Schadensanalyse betreiben. Um die schadhaften Stellen zu erkennen und um auch die Konstruktion der Decken besser zu erforschen, wurde eine Zwischenöffnung vorgenommen. Durch die umfangreichen Untersuchungen erkannte der Restaurator, dass – im Vergleich zur Eichendecke – die komplexere Holzkassettendecke aus Nussbaum Mängel in der Statik aufwies und es etliche Furnierblasen gab. Die durch den Wasserschaden stark beschädigten Deckenteile wurden entfernt und der Rest restauratorisch aufgearbeitet und systematisch so ersetzt, dass die ergänzten Elemente nicht zu erkennen sind. Durch den Einsatz des richtigen Materials muss sich eine Restaurierung also nicht ablesen lassen. Eine kleine Maßnahme, die sehr anspruchsvoll gewesen und vorbildlich gelöst worden sei.
Den kompletten Artikel mit allen Preisträgern finden Sie über den Link zu WESER-KURIER.